Gelangweilte Affen und ängstliche Flamingos sind passé

Während dem Lockdown war auch für die Tiere im Berner Tierpark Dälhözli wenig los. Gewisse haben ein gelangweiltes Verhalten gezeigt, andere wurden scheu oder verhielten sich wie sonst nur in der Natur. Seit der Wiedereröffnung anfangs Juni ist vor und hinter den Gehegen wieder Normalität eingekehrt.

Gut zwei Wochen nach dem Lockdown haben die Affen im Tierpark Dälhözli ihr Spektakel zurück. Während vor der Scheibe der Bolivianischen Totenkopfaffen zwei Kinder einen Apfel am Boden hin- und herrollen und abwechselnd einen Bissen davon nehmen, schaut ihnen ein Affe durch die Scheibe entgegen. Er selbst kaut auf einem Stück Frucht, das er eben erhalten hat.

Beschäftigungstherapie für die Bolivianischen Totenkopfaffen

Der leere Tierpark hat insbesondere die Affen beeinflusst. Ihnen wurde „langweilig“. In Anführungszeichen, da dies ein menschliches Verhalten ist, das Menschen auf die Tiere projizieren, wie Doris Slezak, Biologin und Kommunikationsverantwortliche des Tierparks Dälhölzli im Süden der Hauptstadt betont.

Den Affen hat nicht das Publikum gefehlt. Vielmehr vermissten sie ihr tägliches Spektakel, das sie sonst zu sehen bekommen: Kinder, die ihren Z’Nüni essen und kreischend durch die Gänge rennen, Mütter, die hinterher sprinten und Grosseltern, die gelassen auf einer Bank der Kinder- und Affenshow gleichzeitig zuschauen. Um diese Unterhaltung zu kompensieren, haben die Tierpfleger ein spezielles Programm für sie ausgedacht, wie Doris Slezak im Video erzählt:

Seehunde und Fische vermissten den Trubel

Viele Tiere hätten die fehlenden Besucher nicht gekümmert, sagt Doris Slezak. Die Seehunde zeigten aber wie die Affen auch ein anderes Verhalten: „Sie tauchten immer wieder an der Wasseroberfläche auf und schauten, was los ist, denn es war totenstill hier.“ Auch für ruhigere Tiere, wie die Fische war die Situation ungewohnt. „Sie haben mich richtig angestarrt und den Kopf mitbewegt, wenn ich der Scheibe entlang lief“, erzählt Doris Slezak mit schwenkender Handbewegung. An diesem Tag scheint es die Fische nicht mehr zu kümmern, ob jemand vor dem Aquarium steht. Auch ein kleiner Knabe, der behutsam seine Hand auf die Scheibe legt, vermag sie nicht anzulocken.

Den Fischen haben während dem Lockdown die neugierigen Kinder gefehlt. Bild: Simone Frey

Natürliches Verhalten kam hervor

„Tiere, die ein natürliches Fluchtverhalten haben, wurden scheuer“, so die ausgebildete Biologin. Dazu zählten die Flamingos und Moschusochsen. Flamingos seien ans andere Ende der Anlage gegangen, sobald sich ein Tierpfleger ihnen genähert hatte. Moschusochsen sind sehr wehrhaft und stellen sich in der Natur in einen Kreis, wenn Gefahr droht. „Normalerweise zeigen sie dieses Verhalten Besuchern gegenüber nicht.“ Zwar hätten die zottigen Ochsen keinen Kreis gebildet, aber gingen doch in Abwehrhaltung gegenüber dem Zoopersonal.

Moschusochsen bilden in der Natur einen Kreis und drehen sich gegen aussen, wenn sich beispielsweise ein Wolf nähert. Bild: Pia Scheidegger

Zurück zur Normalität

Damit der Übergang zurück in die Normalität für die Tiere nicht zu heftig war, hat der Tierpark Dälhölzli an einem Montagmorgen wiedereröffnet. „Sonst wären die Flamingos vor Panik wohl im Zaun gehangen.“ Bereits am Mittag habe Doris Slezak sie bereits wieder an ihren angestammten Plätzen, nahe den Besuchern, gesehen. Allgemein seien die Tiere nun, zehn Tage nach Wiedereröffnung, wieder an die Besucher gewöhnt. „Manche sind menschlich gesagt ‚happy’, dass wieder was los ist“, so Doris Slezak mit Blick zu den herumtobenden Affen.

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